Installation Kowanz1
© Courtesy of Galerie Ruzicska, Salzburg

Zur Osterfestspielzeit öffnet die Galerie Nikolaus Ruzicska ihre Räumlichkeiten für die konzeptuell angelegten und poetisch anmutenden Licht-Objekte der 1957 in Wien geborenen Künstlerin Brigitte Kowanz. Die Künstlerin präsentiert sich nicht nur mit ästhetisch neuartigen Werken, sondern auch mit technischer Innovation. Gezeigt werden ausschliesslich aktuelle Werke aus den Jahren 2012 und 2013, die speziell für die Ausstellung entstanden sind.

Installation Kowanz6
© Courtesy of Galerie Ruzicska, Salzburg
Installation Kowanz5
© Courtesy of Galerie Ruzicska, Salzburg
Installation Kowanz3
© Courtesy of Galerie Ruzicska, Salzburg
Installation Kowanz4
© Courtesy of Galerie Ruzicska, Salzburg

Die Werke der Ausstellung thematisieren Sprache anhand von Morsecodes, die sich auf Basis geometrischer Formen in Licht-Zeichen-Systemen darstellen. Der Ausstellungsraum wird von dem Licht-Wand-Objekt „MORSEALPHABET“ zentriert: eine 245x280x22 cm grosse Glasbox mit weissen, geformten Neonröhren, die das Morsealphabet mittels binärer Wellencodes darstellen. Durch die Reflexion in der spiegelnden Rückwand des monumentalen Werkes scheinen die kreisförmig angelegten Wellen vor dem Auge des Betrachters zu rotieren und wie weisse Flammen aus dem Lichtkreis zu sprühen. Bei der 90x90x12 cm grossen kobaltblauen Glasbox „HOW“ und ihrem roten Pendant „FAR“ legt die Künstlerin nicht wie bisher Neonzeichen vor die spiegelnde Rückwand der Werke, sondern unterlegt diese mit LEDs. Mittels Sandstrahlverfahren wird die Form der Morsecodes freigelegt, sodass das farbige LED-Licht durch die Spiegelfläche scheint und sich zwischen Glasbox und Spiegel illusionistisch ins Unendliche reflektiert. Bei den 80×80 cm grossen Wandobjekten „Inspite“, „Look ahead“, „Transmission“ und „By the way“ setzt die Künstlerin dieselbe LED-Sandstrahltechnik ein, schafft jedoch eine andere Ästhetik: Brigitte Kowanz verzichtet hier auf die der Reflexion dienliche Glasbox und lässt das weisse Licht aus den monochrom blau, weiss, gelb, und lachsfarben lackierten Aluminiumplatten in Form der Morsecodes direkt in den Raum strahlen.

Das Œuvre von Brigitte Kowanz bedient sich der Medien Licht, Sprache und Raum. Das Phänomen Licht transportiert für die Künstlerin nicht nur ein raumbildendes, sondern auch ein transitives Potential: es zeigt sich zugleich flüchtig und expansiv. Die dem Medium Licht immanente Ambivalenz und Polarität interessieren Brigitte Kowanz seit den frühen 1990er Jahren. Die Komplementarität von Licht und Schatten greift in den Werken der Künstlerin formal die Struktur der Morsezeichen auf. Die binären Codes vermitteln sich durch unterschiedlich lange Liniensegmente, die durch die Umsetzung mittels Neonröhren zu Hell-Dunkel-Sequenzen werden. Eine rhythmische Licht-Schatten-Struktur entsteht, die sich nicht nur innerhalb des Werkes selbst, sondern auch auf den Ausstellungsraum dynamisch auswirkt. In anderen Werken arbeitet Brigitte Kowanz mit Wellencodes, deren Struktur sinnbildlich auf die elektromagnetischen Wellen des Lichtes verweist. Der Spiegel als Material ist seit den 1980er Jahren im Werk von Brigitte Kowanz präsent. Er wird nicht nur formal eingesetzt, sondern unterstreicht auch die inhaltlichen Fragestellungen der Künstlerin. Formal geht es um die Spiegelung von Raum und Licht, inhaltlich um die Selbstreflexion, durch die der Betrachter in eine wechselseitige Interaktion mit dem Werk und seinem Ausstellungsraum tritt.

Die österreichische Künstlerin Brigitte Kowanz studierte an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, wo Sie heute lebt und arbeitet. Bekannt wurde Sie mit den oben gezeigten Lichtinstallationen, die sie in Form von Raumbildern realisiert. Man kann ihre Arbeiten auch als “Interventionen” sehen, die das poetische mit dem gegenständlichen vereinen. Im Sommer 2012 stellt Kowanz ein paar Werke “Beyond Recall” auf der Salzburger Staatsbrücke aus. Diese transparenten Werke ruhten uneindringlich im Tageslicht auf den Gemäuern, während Sie nachts behutsam die Eckpunkte der Brücke abzeichneten. Die vielfältigen Konnotationen, die sich mit dem Bauwerk Brücke verbinden – Überquerung, Schnittstelle, Schleuse, Schwellenraum, Bewegungsraum – überlagern sich mit dem historischen Stellenwert der Staatsbrücke für die Stadt Salzburg. Sie ist Verkehrsknotenpunkt, Verbindung zwischen Alt- und Neustadt, Touristenmotiv – und wurde während des Zweiten Weltkriegs von Zwangsarbeitern unter unmenschlichen Bedingungen erbaut.

Die Künstlerin lebt in Wien, wo sie seit 1997 als Professorin an der Universität für angewandte Kunst lehrt. Sie ist bekannt für ihre Lichtinstallationen, die sie in Form von Raumbildern realisiert oder als „Interventionen“ im architektonischen Kontext umsetzt. Eine solche „Intervention“ nimmt sie auch an der Salzburger Staatsbrücke vor, in deren Architektur sie gleichermaßen behutsam wie eindringlich mit ihrem Projekt „Beyond Recall“ eingreift. Die vielfältigen Konnotationen, die sich mit dem Bauwerk Brücke verbinden – Überquerung, Schnittstelle, Schleuse, Schwellenraum, Bewegungsraum – überlagern sich mit dem historischen Stellenwert der Staatsbrücke für die Stadt Salzburg. Eine aktuelle Ausstellung Ihrer Werke ist in Salzburg in der Galerie Ruzicska noch bis zum 27.April 2013. Besuchen Sie die Ausstellung in der Faistauergasse 12, 5020 Salzburg.#Horst und Edeltraut kann die Ausstellung sehr empfehlen. 

www.ruzicska.com

All images  © Courtesy of Galerie Ruzicska, Salzburg

 von Gabrielle Berlin